Wednesday

17. oktober 2005 - vaquera


mir schmerzt der allerwerteste... aber nach dem gestrigen tag nicht wirklich unerwartet. ich habe ein neues hobby: abenteurerin. bin immer noch völlig fasziniert von allem, was ich gestern erlebte.

nachdem ich ja in der wg übernachtet hatte, konnten wir auch alle unbekümmert um 6.30 uhr das haus verlassen. der taxifahrer fuhr uns dann in die südstadt zum bahnhof (und weil wir drei mädels alle blond waren und blaue augen hatten, kostete uns die fahrt nur usd 5). einmal am bahnhof angekommen, hieß es wieder schlange stehen bis der schalter aufmacht. die sonne schien aber bereits und es versprach ein schöner tag zu werden. um viertel nach sieben öffnete der schalter und sämtliche gringos (auch wir zählten dazu) stürmten nach vorn um tickets zu erhalten. wir bekamen natürlich noch welche. dann hieß es wieder warten. nutzten die zeit aber, um ein schaumstoffkissen und etwaige süßigkeiten von den händlern mit ihren körbchen zu kaufen. kurz vor acht öffnete sich das metallgitter zu den gleisen und siehe da: kein zug, sondern drei busse. wir also mit dem bus noch ungefähr ne halbe stunde gen süden gefahren um in einer richtigen einöde dann auf den zug zu treffen. an dieser stelle fühlten wir uns bereits wie "in 80 tagen um die welt". ziemlich sexy sahen wir auch alle beim erklimmen des güterwaggon-daches aus. oben angekommen: ein blick auf beide seiten: kein geländer, keine sitze; es leben die schaumstoffkissen! der zug setzte sich auch sofort in bewegung - mit maximaler geschätzter geschwindigkeit zwischen 40 und 50 km/h. die sonne schien, der wind blies uns in die augen, die landschaft raste an uns vorbei und wir hielten uns mit einer hand krampfhaft am zug und mit der anderen am sandwich fest. viel zu schnell erreichten wir machachi und sprangen (kletterten eher mühsam) als einige der wenigen passagiere vom zug.

in machachi angekommen, genehmigten wir uns in der estación (der bahnhofshostería, die entzückend war) in der sonne ein bier und warteten auf unsere camioneta - das ist ein pick-up, auf dessen ladefläche allerlei transportiert wird - in diesem fall uns. danke schaumstoffkissen erneut: ungefähr eine stunde auf der offenen ladefläche eines pick-up, auf einer wunderschönen alten pflastersteinstraße zwischen den bergen pasochoa und rumiñahui hindurch bis wir die hacienda el porvenir erreichten. hier gab es erstmal eine art heißen glühwein (viel süßer und eher zitroniger, aber sehr lecker), bis wir mit ángel, unserem guide bekannt gemacht wurden. nun hieß es: anziehen! chaps, poncho und hut. wir sahen sowas von authentisch aus! danach bekannt machen mit deinem pferd und frau lobo schwang sich gekonnt in den sattel. fühlte mich, als ob ich nie etwas anderes gemacht hatte! in der kolonne zogen wir los: durch den páramo (die graslandschaft ab ungefähr 3.500m höhe). mit uns die hofhunde und in der ferne die wilden stiere, denen man als einzelner reiter nicht zu nahe kommen sollte. unterwegs ein paar typische beeren probiert (ähnlich unseren heidelbeeren) und plötzlich hieß es: wer will, kann ein stück galoppieren. ich presste meinem pferd den rechten fuss in den bauch, schnalzte zweimal mit der zunge und schon spürte ich den wind im gesicht. zum glück war meine kopfbedeckung mit einem band gesichert, denn pferd und reiterin entschieden sich, vom langsamen galopp in den schnellen zu wechseln. ich konnte mir währenddessen ein "yeeehaaa" nicht verkneifen. oben (als zweite) angekommen, drehte ich mich um: unter mir das tal mit der hacienda, in der ferne die sanften berge und über mir die greifvögel (aber keine condore). hinter uns erhoben sich die zerklüfteten spitzen des rumiñahui und wir tranken heißen tee auf 4.000 meter höhe. bis wir schon wieder zurück mussten...

nach einem zweistündigen ausritt genehmigten wir uns ein leckeres locro de papa (diese dicke kartoffelsuppe) und sprangen schnell wieder in unsere camioneta. kaum am bahnhof angekommen, kam gerade der zug und diesmal sprangen wir wirklich schnell auf. um 3 uhr war es auch so kalt, dass ich froh war, den ganzen tag einen trekking-rucksack voller dicker klamotten mit geschleppt zu haben. wir sahen vielleicht total dämlich aus, aber gefroren haben wir nicht. als ich dann gegen halb 6 zu hause war, fiel ich wie ein stein ins bett!

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